Hildegard

Hildegard von Bingen (* 1098 in Bermersheim vor der Höhe (Ort der Taufkirche) oder in Niederhosenbach (damaliger Wohnsitz des Vaters Hildebrecht von Hosenbach); † 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen am Rhein) war eine deutsche Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin und eine bedeutende natur- und heilkundige Universalgelehrte.

Hildegard von Bingen gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre Werke befassen sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie war auch Beraterin vieler Persönlichkeiten. Von ihr ist ein umfangreicher Briefwechsel erhalten geblieben, der auch deutliche Ermahnungen gegenüber hochgestellten Zeitgenossen enthält, sowie Berichte über weite Seelsorgereisen und ihre öffentliche Predigertätigkeit.

Hildegard stellt den Menschen in den Mittelpunkt des Universums und des gesamten Weltgeschehens. Sie beschreibt ihn als „Kosmosmenschen“, dem die ganze Natur zu Diensten steht und ihm „freudig ihre Güter ans Herz legt“ – wenn er sie zu nutzen weiß. Der Mensch steht auch unter dem Einfluss der Natur und der kosmischen Energien. Er wird u. a. beeinflusst durch geopathische Felder wie Erdstrahlen und Wasseradern oder durch Witterungseinflüsse wie Wind, Kälte, Hochdruck, Niederdruck und dergleichen.

Der Mensch besteht nach Hildegard aus den vier Elementen Erde, Feuer, Wasser und Luft und er braucht diese, um sein körperliches, seelisches und geistiges Heil zu erreichen und zu erhalten. Die gesamte Schöpfung mit all ihren Elementen, Pflanzen, Tieren und Mineralien ist für den Menschen
gemacht und steht ihm zur Verfügung. Gerade darin liegt auch gleichzeitig die Verantwortung des Menschen:
Er muss gut für sich selbst und für die gesamte Schöpfung sorgen, weil es immer ein Wechselspiel zwischen Mensch und Natur ist, das Leben ermöglicht und erhält. Der Mensch wirkt wie ein Katalysator für die Elemente, er stärkt sich durch diese und gibt seine Energie wieder an die Umwelt und in weiterer Folge an den Kosmos ab.

Dies ist keine esoterische Sicht der Dinge, sondern die radikale Konsequenz der Selbstverantwortung. Was wir sind und wie wir sind, beeinflusst unser Denken, unser Handeln und unsere körperliche Gesundheit. Es wirkt auf unsere Mitmenschen und hat Einfluss auf unsere Natur und unsere
Umwelt – und das weltweit.

Hildegard vergleicht die Zusammenhänge mit einem großen Netz: Wenn wir an einer Masche des Netzes ziehen, bewegt sich das gesamte Netz bis zur letzten und kleinsten Masche. Wenn wir also unseren Zorn mithilfe eines Steins beherrschen lernen, tragen wir zu einer friedlicheren Welt bei.

Nach Hildegards Beschreibungen soll sich der Mensch im Laufe seines Lebens entwickeln, aus seinen Schwächen lernen und daraus Stärken werden lassen. Darin liegt die Chance für persönliche Entwicklung und die Möglichkeit für Veränderung. Es gehört zur Verantwortung jedes Einzelnen,
seine positiven Eigenschaften zu stärken und so zum Wohl des Ganzen beizutragen.

Deshalb beschreibt Hildegard in ihrem Werk auch die Tugenden als „Seelenkräfte“, die dem Menschen zur Verfügung stehen. Diese Seelenkräfte stärken oder schwächen den Gesundheitszustand des Menschen und deshalb setzt die Heilung mit den Steinen bei der Stärkung der Tugenden
an und wirkt über diese auf die Seele und diese wiederum auf den Körper.

Natürlich hat Hildegard viele pflanzliche Heilmittel beschrieben, die auf körperlicher Ebene rasch und zuverlässig helfen. Die Heilsteine kommen sozusagen „von der anderen Seite“, indem sie die Gründe für eine Krankheit, den Zorn, die Unbeherrschtheit, die negativen Denkmuster usw., subtil beeinflussen und in die positive Richtung steuern.

Die Heilwirkung der Steine wird bei Hildegard wunderbar beschrieben und es ist auffallend, wie sie Anwendung und Wirkung der Heilsteine vor allem für die unterschiedlichen Gemütszustände beschreibt. In erster Linie für Zorn, Trauer und Ungeduld nennt sie relativ viele Steine, aber auch für
Augenleiden und rheumatische Erkrankungen.

Sie wusste bereits im 12. Jahrhundert, dass körperliche Leiden durch geistige und seelische Befindlichkeiten beeinflusst und hervorgerufen werden. Dieser Zusammenhang ist bei ihr ganz selbstverständlich und wer die Seele heilt, hilft dem Körper, sich wieder selbst zu kurieren. Die Wechselwirkung von Körper und Seele findet ständig statt, und es ist verwunderlich, dass dies heute nicht genauso selbstverständlich gesehen wird.

Hildegards Hinweis „… und er wird gesund, es sei denn, Gott will nicht“ ist eine große Herausforderung für alle, die sich Genesung und Heilung erhoffen. Wir wissen oft nicht, welchen Sinn eine Krankheit oder ein Leiden hat, und können erst im Nachhinein erkennen, welchen Weg
wir gegangen sind, der ohne unsere Krankheit ganz anders verlaufen wäre. Dies soll ein kleiner Trost für all jene sein, die mit dem Schicksal oder einer Krankheit hadern, weil sie nicht die erhoffte Heilung erfahren.

 

Kontakt

Seelensteine
Alexandra Böhm

alex@seelensteine.net